Vitrine 11: Speedcubing

Am 9. Mai 2024 wurde das kleinste Museum der Welt, das erste Kölner Zauberwürfel-Museum, schon wieder umdekoriert. Auf der verlinkten Museums-Seite findet sich auch die Beschreibung aller bisher erschienenen Vitrinen-Inhalte. Hier nun der Inhalt der Vitrine 11:

(ab 9. Mai 2024)

Bereits vor 20 Jahren wurde die WCA gegründet, die World Cube Association. Sie sorgt für einheitliche Standards bei Turnieren und überwacht die Einhaltung der Regeln. Auf worldcubeassociation.org kann man schauen, ob man in der Nähe mal einen Wettbewerb besuchen kann; meist sind Besucher erlaubt und willkommen.

In der Vitrine sieht man einen Timer und eine Matte ähnlich denen, die auf Turnieren eingesetzt werden. Neben dem Teilnehmer steht oder sitzt ein Judge mit einer Stoppuhr. Wenn der Teilnehmer bereit ist und das Cover vom Würfel abgenommen wird, hat er maximal 15 Sekunden Zeit, den Beginn seines Solves zu planen. 8 und 12 Sekunden werden dabei angesagt. Der Teilnehmer startet den Lösungsversuch, indem er seine Hände vom Timer löst und den Cube greift. Ist der Cube gelöst, stoppt der Teilnehmer mit beiden Händen. Delegates der WCA achten darauf, dass alles korrekt abläuft. Die Ergebnisse werden aufgeschrieben und später in die offizielle WCA-Datenbank übernommen. Meine (bescheidenen) Ergebnisse könnt Ihr zum Beispiel hier anschauen:
https://www.worldcubeassociation.org/persons/2016FRIS02

Für den Hausgebrauch kann man aber auch das Smartphone gut als Timer verwenden. Es gibt gute Apps, die die Ergebnisse speichern und statistisch auswerten, und die auch die 15 Sekunden Inspection Time überwachen. Ich verwende zuhause (und auf dem Weg zur Arbeit, wo man mich in der Linie 16 auch öfters zauberwürfeln sieht) eigentlich nur die Android-App Cubic Timer. Diese lässt sich über Bluetooth mit einem Bluetooth-Timer wie dem in der Vitrine verbinden.

Beim heutigen Umbau der Vitrine wurde ich tatsächlich von meinem Arbeitgeber bezahlt. 🤩 Denn ich habe die Vitrine 10 leergeräumt und die Vitrine 11 eingeräumt während meines Dienstes auf der Linie 17. Sonn- und Feiertags haben wir dort 17 Minuten Wendezeit. Das zählt dann als Pausen-Ersatz. Nach der ersten Wendezeit waren alle Cuboids eingepackt und alle WCA-Puzzle ausgepackt, aber das Finetuning fehlte noch. Etwa 1/2 Stunde später hatte ich dann die Gelegenheit, dies bei der zweiten Wende neben dem „Museum“ vorzunehmen. Insgesamt war ich heute glaub ich 7 oder 8 mal an der Severinstraße mit der Linie 17. Auf diesem Bild seht Ihr den provisorischen Zustand für die halbe Stunde, während ich nach Rodenkirchen und zurück gefahren bin. Doch jetzt schauen wir uns die finale Fassung näher an:

Auf der linken Vitrinenseite fallen zunächst die beiden Türme aus Speedcubes auf. Der linke Turm zeigt 7x7x7, 5x5x5 und 3x3x3, also alle ungeradzahligen Cubes, die bei WCA-Turnieren gelöst werden. Und daneben 6x6x6, 4x4x4 und 2x2x2, also alle geradzahligen Cubes. Wenn man den 6×6 lösen kann, kann man auch 8×8, 10×10 usw. lösen. Und beherrscht man die ungeradzahligen Cubes 5×5 und 7×7, dann auch 9×9, 11×11, etc. – auch wenn diese in offiziellen Wettbewerben nicht vorgesehen sind. Denn mit jedem zusätzlichen Layer werden die Zeiten deutlich länger.

Vor den beiden Türmen sieht man links den Skewb und daneben den Square-1, meine neueste Entdeckung. Der Square-1 ist das einzige WCA-Wettbewerbspuzzle, das shapeshiftet, also die Form beim Verdrehen ändert. Deshalb habe ich diesen Cube mit einer R2-Drehung in die Vitrine gestellt und nicht komplett gelöst.

In der Ecke versteckt sich die Clock. Genaugenommen Roland’s Clock, nicht Rubik’s Clock. Inzwischen verwende ich bei Wettbewerben eine QiYi-Clock, aber weil am Wochenende Hessen Open ist, kann die aktuelle Clock natürlich nicht in die Vitrine.

Das Foto über der Clock zeigt mein bisher bestes offizielles Ergebnis beim 3×3-Cube: 19,20 Sekunden. Es war ein weiter Weg, bis der freundliche ältere Herr mal endlich eine Sub20 geschafft hat. Hier sieht man auch einen offiziellen Speedstacks-Timer und die passende Matte vom Wettbewerb; der Gan-Timer und die Gan-Matte in der Vitrine sind für den Hausgebrauch.

Im linken Turm steckt oben im 3×3 ein Screenshot einer typischen (der besten!) Timer-App. Es ist die vorhin schon erwähnte Android-App Cubic Timer. Wie Ihr seht, hat sie oben einen Bluetooth-Button und unten links steht „Bluetooth: FINISHED“. Es war also ein Solve, den ich nicht auf dem Smartphone-Bildschirm gestartet und gestoppt habe, sondern mit einem solchen Gan-Smarttimer wie man ihn vorne in der Vitrine sieht.

Vor dem Timer liegt ein „Scoresheet“ ähnlich denen, die bei offiziellen Competitions verwendet werden. Ein Wettbewerb „Linie 17 Cubing 2024“ wäre schon eine coole Sache, finde ich. 😎 Die Zeiten auf dem Scoresheet sind übrigens meine Onehanded-Bestzeiten: Letzten Monat, wo ich auch die 19,20 mit beiden Händen geschafft habe, habe ich (wie Ihr hier nachlesen könnt) bei der German Open mit den ersten 4 Zeiten einen Average-PR von 36.11 Sekunden erreicht. Bei der Average-Wertung (Durchschnitt) zählt der schnellste und der langsamste Solve nicht mit. Den Schnellsten Solve habe ich hhier aber von der Star Cubing Nijmegen 2020 eingetragen; damals habe ich meinen bisher ungeschlagenen Single-PR von 30.30 geschafft, zwei Wochen vor dem ersten Corona-Lockdown.

Bei den Initialen der Judges habe ich mir einen kleinen Scherz erlaubt: ER, JF, FZ, RvB und MP stehen für Ernö Rubik, Jessica Fridrich, Feliks Zemdegs, Ron van Bruchem und Max Park. 😊 In Wirklichkeit hat mich von diesen Legenden des Zauberwürfels aber bisher nur Ron van Bruchem gejudged. Er ist mein Jahrgang, war der erste Delegate weltweit vor gut 20 Jahren und ist immer noch aktiv dabei.

Neben dem Scoresheet stehen hinten ein Megaminx und davor ein Pyraminx. Welcher Spezialist in den letzten Jahren dazu übergegangen ist, einen der beiden nur noch als „Minx“ zu bezeichnen, weiß ich nicht. Ich würde ihm aber gerne die Ohren langziehen. 🤭

Bleiben noch die beiden Fotos über dem Megaminx. Hier sieht man, wie es bei einer typischen Competition so aussieht. Oft sind es Aulen oder Cafeterien von Schulen, Sporthallen, etc. Es gibt einen Zuschauerbereich; dort sind auch Tische, wo man sich für die Zeit niederlassen kann, wo man nichts zu tun hat, außer sich noch ein wenig vorzubereiten und die Finger warmzucuben. Und dann gibt es vorne die Tische, wo die Timer-Stationen aufgebaut sind. Die Judges stehen oder sitzen meist seitlich am Tisch und beobachten, dass alles korrekt abläuft. Mit 6.61 und 8.30 Sekunden haben die beiden Teilnehmer auf dem oberen Foto sehr respektable Zeiten erreicht. Wie man sieht, werden die Scoresheets mit den Ergebnissen gerne abfotografiert (so wie ich es auch mit meiner 19.20 gemacht habe), oder der Teilnehmer filmt seine Solves.

Eine solche Competition zu besuchen ist ein interessantes Erlebnis. Besser wird es nur, wenn man auch mitmacht. Ich kann es wirklich nur empfehlen, sich das zumindest mal anzuschauen, wenn man sich für Zauberwürfel und Speedcubing interessiert.

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