Zauberwürfel: Notation

Inzwischen hat sich die Freshcuber-Anfängermethode für den Zauberwürfel zu einer der beliebtesten (und zur leichtverständlichsten) im deutschsprachigen Raum entwickelt. Auch wenn sie mit möglichst wenig Auswendiglernen von Algorithmen auszukommen versucht: Ganz ohne geht es leider nicht. Daher sind auch hier ein paar Grundlagen nötig, wenn man sinnvoll über bestimmte Lösungsmethoden reden bzw. schreiben möchte. Deshalb verwende ich möglichst die offizielle Notation, die auch die World Cube Association WCA verwendet. Hier meine „etwas übersichtlichere“ Darstellung der Zauberwürfel-Notation:

Notation der Zauberwürfel-Züge

Es ist eigentlich ganz einfach. Die einzelnen Seiten des Würfels werden so bezeichnet:

U = Up (Oberseite) und D = Down (Unterseite)

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F = Front (Vorderseite) und B = Back (Rückseite)

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L = Left (linke Seite) und R = Right (rechte Seite)

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Nun kommt es nur noch darauf an, in welcher Richtung die jeweilige Seite gedreht wird. Steht dort nur der Buchstabe, so ist eine Drehung im Uhrzeigersinn gemeint:


Steht dahinter ein Strich (beispielsweise U‘), dann wird gegen den Uhrzeigersinn gedreht – also linksherum:

Steht eine 2 hinter dem Buchstaben (beispielsweise F2), wird 2mal gedreht – also 180°. Die Richtung ist im Prinzip egal – wenn sich aber ein Ausführen der Doppeldrehung linksherum anbietet, notieren manche auch z.B. L’2 oder L2′. Hier die Doppeldrehungen:

Ist der Zug mit kleingeschriebenem Buchstaben oder mit einem angehängten W gekennzeichnet, dann wird zusätzlich zur genannten Ebene noch die angrenzende Mittelebene mitgedreht.
Der Zug f bzw. Fw dreht also die Vorderseite zusammen mit ihrer Nachbarebene (also der S-Ebene, siehe unten) um 90° im Uhrzeigersinn. Man nennt dies auch eine „erweiterte F-Drehung“. Das w steht für „wide“ (Fw = „wide F turn“).

Ein einfaches Beispiel ohne Wide Moves: R U R‘ U‘. Dieser Zug heißt „Sexy Move“. Speedcubing ist halt doch ein Pubertierendenhobby. 😉 Jedenfalls lässt sich der Sexy Move schnell und angenehm drehen, und nach 6mal ist man wieder fertig (wenn der Würfel zu Beginn fertig gelöst war). Es wird also zunächst die rechte Seite im Uhrzeigersinn gedreht. Dann die Oberseite im Uhrzeigersinn, dann die rechte Seite wieder zurück und die Oberseite auch wieder zurück. Ist nicht schwer, und mit einem leichtgängigen Würfel und der korrekten Fingertechnik sehr schnell und geschmeidig (also sexy) auszuführen.

Nochwas zu D‘ und B‘: Bei Unterseite und Rückseite ist das mit dem Uhrzeigersinn bzw. Gegenuhrzeigersinn zunächst vielleicht etwas verwirrend. Mir hat anfangs geholfen, mir einen Schraubendreher oder einen Wasserhahn vorzustellen. Dann war schnell klar, ob man z.B. auf der Rückseite gerade den Hahn zudreht (Uhrzeigersinn) oder öffnet (Gegenuhrzeigersinn). Wer jemals unter der Spüle Wasserhähne schließen oder Schrauben festziehen musste, der weiss vermutlich, wovon ich rede.

Es gibt auch noch einige weitere Abkürzungen. So kommt es auch vor, dass nur die mittleren Ebenen des Würfels gedreht werden sollen. Diese Ebenen haben die Buchstaben E, S und M abbekommen – ich merke mir dies so:

E = Equator (die waagerechte Ebene zwischen D und U)

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S = Schnitt (Längsschnitt, die Ebene zwischen F und B)

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M = Meridian (wie ein Längengrad, also zwischen L und R)

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Die Drehrichtung ist dabei für meinen Geschmack etwas seltsam festgelegt. Uhrzeigersinn der E-Ebene folgt der Drehrichtung von D. Also von der Vorderseite betrachtet wird die Ebene nach rechts weggedreht. Bei der S-Ebene entspricht der Uhrzeigersinn der F-Drehung, was ganz natürlich ist. Die Drehrichtung der M-Ebene folgt der von L. Klingt kompliziert, braucht man aber auch nur selten.

Zu guter Letzt gibt es noch eine Notation für ein Kippen des ganzen Würfels (braucht man auch eher selten innerhalb eines Zuges). Der Würfel bleibt unverändert, aber seine Lage ändert sich:

X = ganzer Würfel kippt um die waagerechte X-Achse nach hinten
(folgt also R).

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Y = ganzer Würfel dreht sich um die senkrechte Y-Achse
(folgt also U).

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Z = ganzer Würfel kippt zur Seite um die Z-Achse
(folgt also F).

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Für den Anfang braucht man sich die E, S, M und X, Y, Z-Richtungen nicht einzuprägen. Man kommt schon mit den Buchstaben für die 6 Seiten recht weit – und im Ernstfall kann man ja hier nachschlagen. Oder man merkt es sich als sinnfreie Kurzformeln „ESM folgt DFL“ und „XYZ folgt dem RUF“.

Anmerkungen

Bei anderen Drehpuzzles kommen noch ein paar Besonderheiten dazu. So ist es z.B. beim Megaminx nicht egal, ob man U2 oder U2′ macht, denn er hat fünfeckige Seiten, so dass ein U2 einem U3′ entsprechen würde.

Bei größeren Cubes (4×4 und größer) bedeuten die Schreib-Varianten Fw und f, etc. nicht das Gleiche. Deshalb sollte man wohl auch beim 3×3 besser die Version mit dem „w“ verwenden. Bei BigCubes bezeichnet Rw gewöhnlich das Drehen der rechten und der angrenzenden Ebene („wide turn“), während r hingegen nur das Drehen der inneren (an R angrenzenden) Ebene bezeichnet („slice turn“). Werden 3 Ebenen gegriffen und um 180° gedreht, dann steht da z.B. 3Rw2. Allerdings verwenden nicht alle Autoren genau diese Bezeichnungen. Im Ernstfall ausprobieren, wie es gemeint ist. Wenn ich dran denke, schreibe ich es dazu.

Beispiel: Auf dem 5×5 links im Bild sieht man eine Drehung Rw, also einen Wide-Move, der die rechte äußere Ebene zusammen mit der angrenzenden inneren Ebene im Uhrzeigersinn gedreht hat. Und außerdem eine Drehung l2, also die doppelte Drehung der inneren Ebene links.
Der 6×6 rechts im Bild zeigt eine Drehung 3Rw. Man kann also mit einer vorangestellten Zahl bestimmen, wie viele Ebenen gegriffen werden. Wenn keine Zahl davor steht, sind zwei Ebenen gemeint. Rw ist also das Gleiche wie 2Rw.

Falls Ihr für das Zauberwürfeln einen Web-Timer verwendet, oder falls Ihr Euch eine Timer-App auf dem Smartphone installiert (z.B. den sehr empfehlenswerten Twisty Timer für Android), dann wird Euch eine Zugfolge zum Vermischen des Cubes angezeigt. Dies ist auch eine vorzügliche Möglichkeit, mit der Notation der verschiedenen Cubes sicher zu werden.

Beim Vermischen bzw. „Scramblen“ hält man den gelösten Cube mit der weißen Seite nach oben und der grünen Seite nach vorne. Also in der Anordnung, wie auch der 5×5 und der 6×6 auf Beispiel-Foto vorhin gehalten wurden.

Noch ein Hinweis zur Aussprache: Wenn Ihr die Zugfolgen vor euch hinmurmelt, dann ist es natürlich egal, ob Ihr für R‘ U2 L auf deutsch „Err-Strich, Uh-Zwo, Ell“ sagt, oder „Ar-Prime, Ju-Two, L“. Die englische Variante ist wohl auch in Germanien üblich (jedenfalls machen die bisher geschauten deutschprachigen Youtube-Tutorials diesen Eindruck). Das „Prime“ bei Gegenuhrzeigersinn-Drehungen bedeutet „Hochstrich“. Jedenfalls ist das einsilbige Prime besser zu sprechen als jedesmal „counterclockwise“ zu sagen. Trotzdem sag ich lieber einfach „Strich“.

Jedenfalls bin ich froh, dass sich mittlerweile eine sinnvolle und einfach zu schreibende Notation durchgesetzt hat. In den Zauberwürfelbüchern der 1980er wurde oft noch ausschließlich mit gezeichneten Würfeln und Pfeilen darauf gearbeitet. Irgendein Autor hat mir damals auch eingeprägt, U stünde für ‚Unten‘ (und nicht wie heute üblich für ‚Up‘, also oben). Das hat mich bei meinem Cubing-Neustart doch anfangs machmal verwirrt. Also besser gleich die richtigen Abkürzungen lernen. Ich hoffe, dabei konnte ich mit diesem Artikel helfen.

PS: Im nächsten Artikel seht Ihr, wie man diese Züge möglichst effektiv und elegant ausführt. Die richtige Fingertechnik lohnt sich mit einem leichtgängigen Würfel in jedem Fall, auch wenn man (noch) nicht wirklich Speedcuber werden möchte.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 18. Januar 2012 im Rolandroid-Blog und im Dezember 2017 dann auch auf freshcuber.de. Hier die aktuellste Überarbeitung.

Kommentare im alten Rolandroid-Blog:

Evelyn sagt:

Hallo…durch meinen Sohn bin ich auf den Rubiks Cube The void gestossen. Allein die Optik sprach mich an und so habe ich Ihn mir gegen den Rat meines Sohnes gekauft. Er meint man fängt mit dem 2×2 an geht auf den 3×3 über um dann den The Void lösen zu können.
Dank Ihrer Seite habe ich rasch das 1×1 des Rubik Cube verstanden. Jetzt heisst es üben üben üben.

  • RoFrisch sagt:

    Hi, man fängt natürlich mit dem 1x1x2 an. 😉
    Scherz beiseite, ich würde wirklich den normalen 3x3x3 empfehlen, z.B. einen Dayan Zhanchi oder so. Der hakt nicht so beim Drehen wie ein Rubik’s oder generell ein Void Cube.

  • RoFrisch sagt:

    Zum Void Cube habe ich ja gerade ein neues Video veröffentlicht. Schon gesehen?


Matthias Beier sagt:

Hallo,
hier ist die Antwort auf die Frage „Warum wird der Strich bei den Zügen auch Prime genannt?“ (habe ich auf der Seite mit den Notationen gesehen): http://pda.leo.org/ende/index_de.html#/info=922652
Kurz gesagt, in der Mathematik heißt der Strich hinter Buchstaben Prime.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass deine gesammelten Werke zum Lösen der vielen Variationen von Zauberwürfeln einfach gut gemacht sind.
Ich habe nach jahrelanger Pause von einem 3x3x3 Würfel nun einen 5x5x5 Würfel zu Weihnachten 2015 geschenkt bekommen. Bin mit Hilfe deines Videos sehr schnell auf den richtigen Weg gekommen und kann ihn inzwischen relativ zügig lösen.
Ich muss aber alle warnen: Zauberwürfel haben Suchtpotential ;-).

In diesem Sinne wünsche ich allen viel Spaß.
Matthias Beier


Andrea Weingärtner sagt:

Hi,

leider existiert die Seite http://www.speedcubers.de nicht mehr … weißt Du wo ich sie jetzt finde?

Übrigens habe ich 1980 ein Zauberwürfel-Lösungsbuch eines Mathematik-Professors (nicht Rubik) bekommen, das eine ähnliche Notation verwendet hat (U,Z,O / L,M,R / I, II, III) und auch Dreh-Kombinationen für alle drei Ebene definiert hat, die man entsprechend kombinieren musste. Diese Drehungen sind auch heute noch meine Basis alle Würfel (bis zum 8er) zu lösen. Leider kann man es nicht mehr kaufen …

Diese komischen Würfel mit Pfeilen drauf waren praktisch unbrauchbar und man konnte sie sich auch nicht merken.

Gruß, Andrea

Kommentare im alten Freshcuber.de-Blog:

Toni sagt:

was bedeuten die Klammern bei der Notation der Züge???

  • FreshCuber.de sagt:
    30. Dezember 2021 um 22:00
    Einfach ne Lernhilfe bzw. Gliederung. Ob man bei Fru-Ruf nun (F R U) (R‘ U‘ F‘) schreibt oder F (R U R‘ U‘) F‘, das ist eigentlich egal. Im ersten Fall will man vielleicht zeigen, dass die ersten Drehungen im Uhrzeigersinn erfolgen, und die letzten gegen den Urzeigersinn. Die andere Klammersetzung hingegen betont, dass es ein Setup Move F ist, dann ein Sexy-Move, und dann die Rücknahme des Sexy Moves.
    LG, Roland

 

10 Gedanken zu “Zauberwürfel: Notation

  1. Hallo Roland,
    nach Jahren wollte ich die Notationen einiger Drehungen für meine 4x4x4 bis 9x9x9 Würfel gemäß der offziellen Notation aufschreiben. Dabei stoße ich allerdings an Grenzen:
    Die Beispiele oben zeigen wie man die 2. Ebene von links („l“) in einem 5er-Würfel dreht, aber wie sieht das beim 6er (7er/8er/9er) Würfel aus? Wie drehe ich die 2. oder 3. (oder 4. bei 8er oder 9er) Ebene von links alleine? Oder die 3. und 4. von links zusammen? Gilt natürlich auch für alle anderen Seiten.
    Die Notation beschreibt bloß wie man mehre Ebenen zusammen, angefangen von der äußeren oder 2. Ebene von außen, zusammen greift/dreht. Einzelne Ebenen ganz innen (außer E,M,S bei ungeraden Würfeln) sind nicht erwähnt.
    Danke und Gruß
    Andrea

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    • Hi Andrea, interessante Frage. Sowas wie „3r“ müsste ja funktionieren. Aber mehrere zusammen, da hab ich gar keine Ahnung. Wenn ich es richtig verstanden habe, verwendet die WCA nur Outer Block Moves. 3r wäre dann 3Rw Rw‘, oder? Eine Notation für 2 Slices zusammen ist mir ebenfalls nicht bekannt.
      https://www.worldcubeassociation.org/regulations/translations/german/#article-12-notation
      Falls Du was rausfindest, lass es uns wissen.
      LG, Roland

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      • Hallo Roland,
        Tatsächlich drehe ich die dritte Ebene von rechts indem ich alle drei drehe (3Rw2) und dann zwei wieder zurück (Rw2). Ich habe da nur nie drüber nachgedacht, dass das eigentlich nicht eine sondern zwei Drehungen sind. Zwei Ebenen zusammen (2. und 3.) gehen genauso, also 3Rw2 R2 (180°) oder 3Rw R‘ (1x im UZS).
        Ich werde das in meiner Lösung entsprechend klammern (…), damit man sieht, dass ich das als einen Zug ansehe. D. h. die Notation bildet doch alle Drehungen ab, ich habe das übersehen.
        Ich werde mich trotzdem weiter umschauen. Fürs erste hilft mir das natürlich weiter.
        Danke und Gruß
        Andrea

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      • Auf letzter Ebene fehlt der Antwort-Button.

        Die WCA Notation ist schon sehr eingeschränkt. Da fehlen ja schon die mittleren Ebenen eines 3x3x3. Das wäre dann nach WCA ein Outer Block, Face und Cube Rotation. Wobei nach Outer Block Regel die Cube Rotation redundant ist. Also nicht stimmig.

        Was die Notation für Big Cubes betrifft, braucht es eigentlich nur einzelne Ebenen, oder „alle inneren“ (zwischen Mitte und Außen), zum Beispiel r*. Die Algorithmen lassen sich ja – das entsprechende Grundverständnis vorausgesetzt – auf beliebige innere Ebenen anwenden.
        So kann man zum Beispiel mit dem Algorithmus zum Dreierzyklus von Innensteinen auch rechteckige Bereiche tauschen, zum Beispiel 2×3 Innensteine auf einen 8x8x8.

        Was die Drehung und Metrik betrifft, streiten sich schon lange die Geister, und das schon bei 3x3x3. Nicht umsonst gibt es unterschiedliche Metriken. Das ist alles Ansichtssache, frag mal einen GAN Robot.

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